Deutsch als Fremdsprache – die Herausforderung Deutsch zu lernen

Laut einer Datenerhebung des Auswärtigen Amts zum Thema „Deutsch als Fremdsprache weltweit“ erfreut sich die deutsche Sprache an wachsender Beliebtheit. Zwischen 2010 und 2020 stieg die Zahl der Deutschlernenden von 14,9 Millionen auf 15,45 Millionen Menschen weltweit.

Deutsch ist gerade durch seine große Variation an Wortformen eine Herausforderung für Nicht-Muttersprachler*innen. Die freie Wortstellung des Deutschen fordert im Gegenzug die Einhaltung eines komplexen Kasussystems und die korrekte Anwendung zahlreicher Markierungselemente, die den Wörtern ihren grammatischen Status verleihen. Bei so vielen Regeln verliert man schnell den Überblick.

So gibt es im Deutschen einige sprachliche Phänomene, die keineswegs einfach zu verstehen sind, von Muttersprachler*innen aber durch ihre sprachliche Intuition meist mühelos interpretiert und reproduziert werden können.

Daraus ergibt sich, dass in Texten von Deutschlernenden nicht nur, wie erwartet, vermehrt Fehler auftreten, sondern auch oftmals anders geartete Fehler, als Personen mit Deutsch als Erstsprache sie machen würden.

 

Der Null-Artikel

Eines dieser Phänomene ist der so genannte „Nullartikel“. Wie der Name schon sagt, wird hier der Artikel nicht explizit genannt. An seine Stelle tritt stattdessen ein gedanklicher Platzhalter, der Nullartikel.

Dieser findet vorrangig Verwendung im Zusammenhang mit Ortsbezeichnungen, wie z. B. „Ich war in Deutschland.“ anstelle von „Ich war in dem Deutschland.“ oder „Ich komme aus Saarbrücken.“ anstatt „Ich komme aus dem Saarbrücken.“. Allerdings wird der Nullartikel nicht konsequent für jede Ortsbezeichnung eingesetzt, sondern es gibt, wie so oft, Ausnahmen. Bei Sätzen, wie „Ich war in der Schweiz.“ taucht der reguläre Artikel plötzlich wieder auf. Was für Muttersprachler*innen intuitiv ist, wird für Deutschlernende zur Herausforderung.

 

Datums- und Zeitangaben und Satzstrukturen

Abgesehen von geografischen Objekten zählen auch Datums- und Zeitangaben zu den häufigsten Fehlerquellen. Sie können auch kulturell bedingt in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ausfallen und es ist oftmals schwierig, sie in das grammatische Konstrukt eines Satzes einzugliedern. Oft entstehen Sätze, wie: „Ich komme an 4. Dezember.“. Nicht nur muss der verfassenden Person hier klar sein, dass in dieser Konstellation ein Artikel nötig ist, sondern auch dass die komplette Datumsangabe im Dativ stehen muss.

Besonders schwierig zu meistern sind Regeln und Ausnahmen im Bereich „Satzstrukturen“. Bei diesem Begriff ist vor allem die Stellung des Verbs von Bedeutung. Aussagesätze im Deutschen, beispielsweise, haben Verbzweitstellung. Jedoch besteht die Schwierigkeit oft darin, diese „zweite Stelle“ zu erkennen.  Zum Beispiel wird in den Sätzen „Ich gehe heute Abend ins Kino.“, „Heute Abend gehe ich ins Kino.“ und „Weil ein guter Film läuft, gehe ich heute Abend ins Kino.“ von Verbzweitstellung bei dem Verb „gehen“ gesprochen. Pures Abzählen der Wörter ist hier also nicht zielführend.

Abgesehen vom Prädikat hat die deutsche Sprache eine sehr flexible Satzstellung. Dennoch gibt es Konventionen, die viele Variationen unnatürlich und dadurch fehlerhaft wirken lassen, zum Beispiel was die Stellung von Zeit- und Ortsangaben im Satz angeht. „Ich gehe ins Kino heute Abend.“ als alleinstehender Satz klingt in den Ohren von Muttersprachler*innen unnatürlich, weil er gegen die Konvention verstößt, dass die Zeitangabe in einem Satz vor der Ortsangabe stehen sollte.

 

Schwierigkeiten und Fallstricke beim Lernen einer Fremdsprache

Es ist unumstritten, dass die deutsche Sprache einige Tücken und Eigenheiten aufweist. Im Bereich Deutsch als Fremdsprache entstehende Fehler sind allerdings nicht nur diesem Umstand geschuldet. Abgesehen von eher oberflächlichem sprachlichem Phänomen, wie der Grammatik, spielen auch Faktoren auf der Bedeutungsebene eine wichtige Rolle.

So kommt es zum Beispiel häufig vor, dass beim Formulieren in einer Fremdsprache ganze Denkmuster aus der Erstsprache oder einer anderen bereits erworbenen Sprache übernommen werden. Demnach ergibt sich auf natürliche Weise eine ganze Bandbreite an verschiedenen Fehlern, deren Ursprung man nur verstehen kann, wenn man die entsprechenden Sprachen spricht.

Ein Phänomen, das in diese Kategorie fällt, ist, dass es in einem Sprachpaar nur sehr selten direkte Entsprechungen (Eins-zu-eins-Beziehungen) unter Wortpaaren gibt. Das ist zumeist der Mehrdeutigkeit geschuldet, die viele Wörter aufweisen. Wenn man das Internet beispielsweise zur deutschen Übersetzung des englischen Worts „column“ befragt, wird einem als Erstes das Wort „Säule“ angeboten, als Alternativen dann noch die Wörter „Spalte“, „Kolonne“, „Kolumne“, „Rubrik“ und „Sparte“. Manche Übersetzungstools versuchen, diese Ambiguität durch direkte Rückübersetzungen der Vorschläge aufzulösen, was mal mehr und mal weniger hilfreich ist. Teilweise wird auch mit kurzen Definitionen oder sogar Bildern gearbeitet.

Dennoch stellt man fest, dass es beim Erlernen einer neuen Sprache nicht nachhaltig ist, neue Vokabeln nur anhand ihrer Übersetzung zu definieren, da sich diese Entsprechung über verschiedene Kontexte hinweg oft als nicht sonderlich robust erweist. Auf lange Sicht müssen Wörter und Formulierungen auf einer konzeptionellen Ebene verstanden werden, gerade auch vor allem dann, wenn eine Entsprechung in der eigenen Erstsprache überhaupt nicht vorhanden ist.

Die deutschen Konzepte „wissen“ und „kennen“ werden zum Beispiel im Englischen beide durch den Ausdruck „to know“ abgebildet, was es für englische Muttersprachler*innen sehr schwierig macht, den Unterschied zwischen den beiden deutschen Wörtern zu begreifen. Daraus ergeben sich selbstverständlich hin und wieder Fehler in der Wortwahl, wie „Ich weiß Peter seit gestern.“. Wie implizit dieses sprachliche Wissen ist, wird einem bewusst, wenn man versucht, einem Lernenden einen solch feinen Unterschied zu erklären. Angesichts der Komplexität von Sprache ist es also nicht übertrieben, Kommunikation als eine der erstaunlichsten menschlichen Fähigkeiten zu bezeichnen.

Aus diesem Grund kann Sprachprüfsoftware ihren Nutzer*innen das Deutschlernen nicht abnehmen, bietet aber Unterstützung beim Formulieren von Texten und leistet dadurch gerade in den anfangs beschriebenen Bereichen einen wesentlichen Beitrag. So unterstützt WhatImean aber auch Congree Autoren*innen bei der Anwendung von Nullartikeln, Datumsangaben und der Überwindung einiger weiterer sprachlicher Stolperfallen.

Probiere es doch gleich mal aus.

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